Dreschflegel e. V.
Archiv: § Status Quo Forever? (Dreschflegel 2016)
Bleibt alles wie es ist?
Nachdem im vergangenen Jahr der Plan der EU-Kommission zur Neuregelung des Saatgutrechts, welcher die gerade erst geschaffene Möglichkeit einer vereinfachten Zulassung von "Amateursorten" abschafft und zu einer Reihe weiterer Verschärfungen geführt hätte, vom EU-Parlament zurückgewiesen wurde, hatten wir die Hoffnung, dass die Kommission unter dem Eindruck der Proteste von "Arche Noah", "Saatgutkampagne" und vieler weiterer AktivistInnen die Anliegen der betroffenen BürgerInnen besser berücksichtigen würde, und der Kommission eine Stellungnahme geschickt, wie ein sinnvolles Saatgutrecht aussehen könnte.
Inzwischen hat die Kommission nach nicht öffentlicher, vermutlich aber negativer Stellungnahme des Europarates ihren Plan fallengelassen. Und es sieht so aus, als würde das alte, von je her unbefriedigende Saatgutrecht nun unverändert bestehen bleiben.
Der Knackpunkt daran ist in etwa der: Saatgut, das in der EU "inverkehrgebracht" werden soll, muss nicht nur bestimmte Qualitätsanforderungen erfüllen, sondern auch von einer Sorte stammen, die ein amtliches Zulassungsverfahren durchlaufen hat. Alte, lokale, vielfältige Sorten haben dabei das Nachsehen.
Erst seit 2009 können sie überhaupt nach den Sonderregelungen für Amateur- und Erhaltungssorten zugelassen werden. Doch auch die sind mit zahlreichen fragwürdigen Restriktionen verbunden.
Vorläufiges Arrangement
Mit dieser Situation haben wir uns vorerst arrangiert: Fünfzehn von uns beantragte Amateursorten wurden bereits zugelassen, für weitere unserer derzeit "Freien Sorten" prüfen wir, ob die Zulassung als Amateursorte eine Möglichkeit wäre. Wenn ihnen diese erteilt wird, ist dies auf unseren Saatguttüten am Aufdruck "Standardsaatgut einer Amateursorte" zu erkennen.
Es gibt aber Sorten, denen dieser Weg nicht offen steht: Entweder sind sie nicht "homogen" oder es sind landwirtschaftlich genutzte Arten, die nur nach dem extrem bürokratischen Verfahren für Erhaltungssorten in definierten Ursprungsgebieten angemeldet und vermarktet werden können.
Unsere also weiterhin bestehenden "Freien Sorten", deren Saatgut wir nur zur nicht gewerblichen, rein privaten Verwendung abgeben können, kennzeichnen wir in "Saaten & Taten" mit (-). Das Geld für dieses Saatgut geht an den gemeinnützigen Dreschflegel e.V., der damit Erhaltungsaktivitäten und Züchtungsarbeit fördert.
Wie gehts weiter?
Wer jedoch aufgrund des Rückziehers der Kommission nun meint, der geschilderte Status Quo würde unbegrenzt fortgeschrieben, der irrt. Viele der geplanten "Reformen" laufen nun im Stillen, ohne den großen Gesetzgebungsprozess ab: Rückbau nationaler Prüfstationen, stärkere "Harmonisierung", d.h. europaweite Vereinheitlichung und Zentralisierung mit der Folge noch geringerer Berücksichtigung regionaler Anbaubedingungen und Besonderheiten und nicht zuletzt: schleichende Verlagerung der Kompetenzen von staatlichen Institutionen auf "private Dienstleister" und Saatgutkonzerne.
Manches von dem könnte sich auch auf uns auswirken, z.B. wenn "Dienstleister" die Sortenechtheit vermehrt per Genanalyse statt im Anbauvergleich ermitteln und die Homogenitätskriterien dadurch indirekt enger werden.
Wir werden Sorten mit einer gesunden Variabilität nicht "homogenisieren", um sie unangemessenen Kriterien anzupassen, noch werden wir unser Anliegen, die Kulturpflanzenvielfalt zu verbreiten und weiter zu entwickeln, aufgeben! Kreativität im Arrangieren mit den herrschenden Systemen wird also weiter gefragt sein.
Was lässt sich tun?
Für seine Arbeit ist der Dreschflegel e.V. auf Unterstützung durch Spenden angewiesen. Ab einer Spendenhöhe von 50 Euro wird eine Spendenquittung ausgestellt, wenn bei der Überweisung die Anschrift angegeben ist.
Dreschflegel e.V.
IBAN: DE21 5225 0030 0000 0389 68
BIC: HELADEF1ESW
Kennwort: Vielfalt